
Dieter Geuenich erhält das Bundesverdienstkreuz
01.08.2025
Jahrzehntelang engagiert für Kultur und Denkmalpflege - Ministerin Marion Gentges hielt Laudatio im Rocca-SaalEine besondere Ehrung erfuhr der Denzlinger Historiker, Professor Dr. Dieter Geuenich am Freitag, 25. Juli 2025, im Rocca-Saal. In Würdigung seiner besonderen Verdienste im Ehrenamt wurde er von der Landesministerin der Justiz und für Migration, Marion Gentges, mit dem Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Musikalisch festlich umrahmt wurde die Feier durch den Frauenchor „Vocanell“ unter der Leitung von Petronella Rußer-Grüning.
In Anwesenheit zahlreicher geladener Gäste, darunter der Bundestagsabgeordnete Dr. Johannes Fechner und der Erste Landesbeamte, Hinrich Ohlenroth, nahm der Geehrte das Bundesverdienstkreuz am Bande in Empfang. Bürgermeister Markus Hollemann begrüßte als eine seiner letzten Amtshandlungen als Denzlinger Bürgermeister die versammelten Gäste und gab sogleich der Ministerin das Wort. Diese hatte eine lange Liste mit ehrenvollen Tätigkeiten und Verdienste von Dieter Geuenich, der bereits vor zehn Jahren die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für besondere Verdienste im Ehrenamt überreicht bekam, zuletzt auch den Denzlinger Kulturpreis.
Die Ministerin erinnerte eingangs an diese vorangegangenen Auszeichnungen und ließ zunächst den Werdegang des Wahldenzlingers Dieter Geuenich Revue passieren. Der Verdienstorden sei 1951 durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet worden und werde verliehen für „Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten, und soll Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beiträgt.“ „Geehrt werden also Persönlichkeiten, die ihr Wirken in herausragender Weise in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben“, fügte Ministerin Gentges hinzu und zählte einige Lebensstationen des in Honnef am Mittelrhein geborenen Geehrten auf.
„Unglaubliche Schaffenskraft“ und „rheinische Frohnatur“
Nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theologie in Bonn folgte 1972 die Promotion in Münster und bereits 1973 Habilitation an der Universität Freiburg, wo er bis 1987 Professor für Geschichte des Mittelalters war. Nach einem Aufenthalt als Gastdozent am Deutschen Historischen Institut in Rom folgte Geuenich 1988 dem Ruf auf den Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte der Universität in Duisburg, den er bis zu seiner Emeritierung 2008 innehatte. Wohnhaft mit seiner Familie blieb er jedoch seit seiner Zeit an der Universität Freiburg in Denzlingen. Hier habe er seine „unglaubliche Schaffenskraft“ und „rheinische Frohnatur … in besonders herausragender Weise eingebracht.“ „Sie sind ein hoch angesehener Bürger, der seine vielfältigen Talente aktiv in die Gestaltung der Gemeinde und der Region einbringt“, betonte die Laudatorin und zählte exemplarisch einige Tätigkeiten Geuenichs auf.
Geuenich sei „ehrenamtlicher Botschafter für die Belange der Denkmalpflege“. In diesem Zusammenhang nannte Ministerin Gentges die historische Erforschung und Ausgrabung auf
dem Mauracher Berg, die auf seine Initiative zurückgehe. Auch die Grabungen um die St.-
Michael-Kirche, dem wahrscheinlich ältesten Sakralbau Denzlingens, habe Geuenich angeregt.
Durch die Nutzung als Vortragssaal sei in den Kirchenbau wieder kulturelles Leben eingekehrt.
Denzlinger Ortschronik verfasst
Nicht unerwähnt blieben in der Laudatio Vorträge an der Volkshochschule, ferner die Initiierung von Informationstafeln für historische Stätten in Denzlingen. 1983 verfasste er anlässlich der 1.000-Jahrfeier Denzlingens die Chronik „Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau“. Im Jahr
2009 und 2013 gab er zusammen mit Dieter Ohmberger eine Ortschronik der Gemeinde
Denzlingen in zwei Bänden mit insgesamt 700 Seiten heraus. Dieses Werk habe „das Identitätsgefühl der Denzlinger Bürger wesentlich gestärkt. Weit über Denzlingen hinaus habe er sich intensiv für die
Erforschung des historischen Breisgaus engagiert.
Die Vielseitigkeit seines Engagements als Wissenschaftler und als Bürger Denzlingens sei bewundernswert. So habe er 2003 den gemeinnützigen Verein „Arbeitskreis der kulturellen Vereine in Denzlingen“ (AKVD) gegründet, dessen Vorsitzender er bis 2015 war. Die „Denzlinger Kulturwoche“ sei zu einer festen Institution dieser Gemeinde geworden. Als katholischer Christ sei ihm der alljährliche ökumenische Gottesdienst am Pfingstmontag in der Ruine St. Severin ein ganz besonderes Anliegen. „Wie kaum ein anderer“ vermöge er „Geschichte lebendig zu machen und die
Zuhörerinnen und Zuhörer im Bewusstsein ihrer eigenen Vergangenheit zu faszinieren.“
„Als wär’s von Eugen Roth“
Nicht zuletzt erwähnte Ministerin Gentges auch Geuenichs Mitwirkung im Gemeinderat von 2019 bis 2022. So setze sich der Geehrte „für die Gesellschaft in einem Maße ein, das als außerordentlich zu bezeichnen ist“, betonte die Laudatorin, ehe sie ihm das Bundesverdienstkreuz überreichte und dabei auch im Namen des Ministerpräsidenten gratulierte. Dank sagte sie mit Blumen zugleich Dieter Geuenichs Frau Irene für ihre tatkräftige Unterstützung. Grüße und Glückwünsche für den verhinderten Landrat, Hanno Hurth, überbrachte der Erste Landesbeamte, Hinrich Ohlenroth.
Zuletzt dankte der Geehrte selbst für die unverhoffte Auszeichnung. „Erschrocken“ sei er mit Blick auf die Laudatio „über die eigene Größe“. Dabei dankte er zugleich zahlreichen Personen in Denzlingen, von denen er über viele Jahre Hilfe erfahren habe und daher ebenfalls mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt würden. Als Initiator zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes outete sich Professor Guntram Kommerell, der mit Geuenichs Freundeskreis diese hohe Auszeichnung als besonders angemessen erachtete und deshalb in die Wege geleitet habe. Auf gewohnt originelle Weise lobte schließlich der frühere Rektor der Denzlinger Realschule, Ronald Holzmann, Geuenichs Verdienste mit einem selbst verfassten Gedicht „als wär’s von Eugen Roth“.
Bild: Professor Dieter Geuenich mit seiner Frau Irene (links) und Ministerin Marion Gentges.
Text & Foto: Helmut Gall, Wochenzeitung Von Haus zu Haus, Ausgabe vom 31.07.2025